Die Job Crafting Dimensionen im Überblick
🗄️ Grundlagen | ⏱️ 20 Minuten | ✒️ Uta Menges
Inhalt
• Dimensionen als Strukturelement
• Die Klassiker
• Die Neuerungen
• Sinn und Zweck der Dimensionen
• Schlussfolgerungen
Dimensionen als Strukturelement
Die Job Crafting Dimensionen dienen dazu, verschiedene Aspekte der Arbeit zu identifizieren, die Mitarbeitende aktiv gestalten können, um ihre berufliche Zufriedenheit, Motivation und Leistung zu verbessern. Sie bieten ein strukturiertes Rahmenwerk, das es ermöglicht, gezielt Veränderungen zu erarbeiten und so das individuelle Arbeitsumfeld anzupassen. Die Dimensionen helfen dabei, den Crafting-Prozess zu organisieren. Sie stellen sicher, dass Job Crafter nicht nur auf einzelne, isolierte Aspekte ihrer Arbeit fokussieren, sondern ein ganzheitliches Verständnis entwickeln, wie sie verschiedene Bereiche ihrer Arbeit positiv beeinflussen können.
Die Klassiker
Die wissenschaftliche Grundlage für die ursprünglich fokussierten Dimensionen liefert ein Beitrag von Amy Wrzesniewski und Jane Dutton aus dem Jahr 2001. [1]
Die Autorinnen benennen dabei drei Dimensionen:
• Task Crafting, also bezogen auf die eigentlichen Aufgaben,
• Cognitive Crafting, was die persönliche Sicht auf die eigene Arbeit betrifft, sowie
• Relationship Crafting für die Verbindung zu Kolleg:innen und anderen Stakeholdern.
In diesen drei Hauptdimensionen kann nach Wrzesniewski und Dutton Job Crafting wie folgt durchgeführt werden:
Task Crafting: Mitarbeitende ändern die Art, die Anzahl oder den Umfang der Aufgaben, die sie ausführen. Dies kann das Hinzufügen neuer Themen, die Neugestaltung bestehender Aufgaben oder das Reduzieren bestimmter Tätigkeiten umfassen. Zum Beispiel könnte eine Person, die eher administrative Aufgaben gemäß vorgegebener Abläufe durchführt, aufgrund ihrer Erfahrung auch Vorschläge für Prozessoptimierungen machen und dadurch zugleich auch einzelne Prozessschritte automatisieren.
Relational Crafting: Hierbei passen Mitarbeitende die Qualität und Quantität ihrer sozialen Interaktionen am Arbeitsplatz an. Sie suchen nach neuen Beziehungen, die einen beiderseitigen Nutzen versprechen, intensivieren bestehende Kontakte, um ihre Zusammenarbeit zu optimieren oder verringern Kontakte mit bestimmten Kolleg:innen, die sie eher als zeit- oder energieraubend erleben.
Cognitive Crafting: Mitarbeitende verändern die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit und deren Bedeutung wahrnehmen. Sie entwickeln eine neue Perspektive auf ihre Rolle und konzentrieren sich stärker auf den Nutzen und die Auswirkungen ihrer Arbeit. Dies kann zu einem tieferen Sinnempfinden für die eigenen Aufgaben führen und so die Motivation und Zufriedenheit verbessern.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt stark gewandelt, daher wollen wir auf dieser Plattform weitere Bereiche betrachten, in denen Job Crafting ein sinnvolles Werkzeug sein kann. Denn sowohl Arbeitnehmer:innen als auch deren Arbeitgebende erkennen den Bedarf einer zunehmenden Individualisierung der Jobrollen statt fixer Tätigkeitsbeschreibungen und Rahmenbedingungen.
Die Neuerungen
Basierend auf eigenen Berufserfahrungen, durch Erkenntnisse aus der Beratungs- und Coachingtätigkeit sowie aus Gesprächen und Beobachtungen im persönlichen Umfeld sind folgende neue Job Crafting Dimensionen entstanden.
Mit diesen zusätzlichen Dimensionen werden die Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt abgebildet:
• Workplace Crafting, was sich auf die Arbeitsumgebung und den Arbeitsort bezieht,
• Life Crafting bezogen auf den individuellen Lebensentwurf und dessen Vereinbarkeit mit dem Beruf,
• Development Crafting, das den Fokus auf die berufliche und persönliche Weiterentwicklung legt,
• Health Crafting für Energie, Wohlbefinden und Gesundheit im Job,
• Identity Crafting bezüglich Authentizität und Anerkennung von Vielfalt im Arbeitskontext.
Job Crafting könnte basierend auf diesen neuen Dimensionen folgendermaßen angegangen werden:
Workplace Crafting: Eine ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes kann sich positiv auf das Wohlbefinden am bei der Arbeit auswirken. Auch die Diskussion über hybride Arbeitsmodelle gehört in diese Dimension, um Remote- und Präsenzarbeit bestmöglich zu verbinden.
Life Crafting: Mitarbeitende sorgen individuell für eine klare Abgrenzung zwischen Arbeits- und Freizeit oder verhandeln mit der Führungskraft flexible Arbeitszeitmodelle, um genügend Zeit für private Themen zu haben.
Development Crafting: Die aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Karriereplänen, die Nutzung der vom Arbeitgebenden geförderten Schulungsangebote oder die Suche nach passenden Mentor:innen fallen in diese Dimension.
Health Crafting: Zur Verbesserung der mentalen Gesundheit entwickeln Mitarbeitende Wissen und Verhaltensweisen für mehr Achtsamkeit und Resilienz, für die physische Gesundheit nutzen sie verstärkt die Sportangebote in der Umgebung.
Identity Crafting: Das persönliche Engagement für Diversity Aktivitäten fördert Beziehungen zu Gleichgesinnten und verbessert gleichzeitig eine offene und wertschätzende Unternehmenskultur.
Die verschiedenen Dimensionen weisen sicherlich Überschneidungen auf und können nicht trennscharf definiert werden. So fällt eine flexible Gestaltung des Arbeitsortes dem Grundsatz nach in die Dimension Workplace Crafting, kann jedoch auch wesentliche Verbesserung in der Dimension Life Crafting mit sich bringen.
Dennoch können die Dimensionen durch ihre Beschreibung dazu dienen, einen geschärften Blick auf verschiedene Bereiche der eigenen Arbeit zu erlauben und diese im Sinne von Job Crafting zu verbessern. Letzlich ergibt sich dadurch ein umfassendes Bild auf den Job und dessen Passung mit den individuellen Wünschen und Zielen.
Es ist zu erwarten, dass sich durch zukünftige Veränderungen der Arbeitswelt weitere Fokusthemen ergeben, die sich für Job Crafting eignen. Demzufolge könnten weitere Dimensionen hinzukommen, bestehende verschmelzen oder andere Schwerpunkte entstehen.
Sinn und Zweck der Dimensionen
Die durch die Job Crafting Dimensionen vorgegebene Gliederung unterstützen die Job Crafter bei der erfolgreichen Anwendung der Methode.
Klarheit und Struktur schaffen
Die Dimensionen unterteilen die komplexe Erfahrung der Arbeit in handhabbare Kategorien, sodass Mitarbeitende besser verstehen können, wo und wie sie Veränderungen vornehmen können. Dies hilft, den Prozess des Job Crafting greifbarer und zielgerichteter zu machen. Die Job Crafter können bewusst an den einzelnen Bereichen arbeiten und Veränderungen initiieren, die sowohl ihren eigenen Bedürfnissen als auch den Anforderungen des Unternehmens entsprechen.Fokussierte und ganzheitliche Arbeitsgestaltung berücksichtigen
Indem Mitarbeitende erkennen, welche Dimensionen sie beeinflussen können, bietet Job Crafting ihnen einen klaren Handlungsrahmen. Durch die Betrachtung mehrerer Dimensionen wird gleichzeitig eine umfassende und ausgewogene Veränderung ermöglicht. Anstatt sich nur auf die Optimierung in einem Bereich zu konzentrieren, werden gleichzeitig weitere Aspekte der Arbeit einbezogen, um eine nachhaltigere und positivere Arbeitserfahrung zu schaffen.Flexibilität und Individualisierung erlauben
Die verschiedenen Dimensionen erlauben es Mitarbeitenden, ihren Crafting-Prozess an ihre individuellen Bedürfnisse und Stärken anzupassen. Jede Person hat andere Prioritäten. Während die einen ihre Aufgaben interessanter gestalten möchten, könnten andere ihre sozialen Interaktionen oder ihre Work-Life-Balance verbessern wollen. Die Dimensionen bieten die Flexibilität, in verschiedenen Bereichen bedarfsgerecht aktiv zu werden.Selbstwirksamkeit und Sinnhaftigkeit fördern
Durch das gezielte Crafting in den verschiedenen Dimensionen erleben Mitarbeitende eine gesteigerte Selbstwirksamkeit. Sie haben das Gefühl, die eigene Arbeit aktiv gestalten und positiv beeinflussen zu können. Dies trägt dazu bei, mehr Sinn in der eigenen Tätigkeit zu finden und langfristig motiviert zu bleiben. Dies steigert das individuelle Wohlbefinden, führt zu einer Verbesserung der individuellen Leistung und hat gleichzeitig positive Auswirkungen auf das allgemeine Arbeitsklima.
Schlussfolgerungen
Die Job Crafting Dimensionen dienen dazu, die verschiedenen Aspekte der Arbeit zu identifizieren, die Mitarbeitende aktiv gestalten können, um ihre berufliche Zufriedenheit, Motivation und Leistung zu verbessern. Sie bieten ein strukturiertes Rahmenwerk, das es ermöglicht, gezielt Veränderungen vorzunehmen und so das individuelle Arbeitsumfeld anzupassen. Die Dimensionen helfen dabei, den Crafting-Prozess zu organisieren und sicherzustellen, dass Mitarbeitende nicht nur auf einzelne, isolierte Aspekte ihrer Arbeit fokussieren, sondern ein ganzheitliches Verständnis entwickeln, wie sie verschiedene Bereiche ihrer Arbeit positiv beeinflussen können.
Insgesamt dienen die Job Crafting Dimensionen also als praktische Leitplanken, die es Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeit in einer Weise zu gestalten, die auf ihre persönlichen Bedürfnisse und die Ziele des Unternehmens abgestimmt ist.
Referenzen
[1] Wrzesniewski, Amy & Dutton, Jane. (2001). Crafting a Job: Revisioning Employees as Active Crafters of Their Work. Academy of Management Review. 26. 179-201. 10.2307/259118.
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