Deine Werte als Basis fürs Job Crafting

🗄️ Tool | ⏱️ 20 Minuten | ✒️ Uta Menges

Inhalt
• Die Bedeutung von Werten für unser Leben
• Werte unterstützen Orientierung und Priorisierung
• Die Rolle von Werten im Arbeitsumfeld
• Werte im Job Crafting nutzen

 

Die Bedeutung von Werten für unser Leben

Eine Hand, die einen Kristall hält

Werte begleiten uns jeden Tag als Teil unserer Persönlichkeit, unserer Einstellungen und Erfahrungen, aber auch bedingt durch unser Umfeld, in dem wir uns bewegen. Sie schaffen einen gemeinsamen Rahmen für unsere Gesellschaft und werden zum Beispiel in der Politik, Philosophie, Soziologie und in journalistischen Beiträgen thematisiert, wenn es um Diskussionen zu Identität, Leitkultur, Unternehmenskultur, Ethik und Glauben geht. Auch für unser persönliches Denken und Handeln bilden die individuellen Werte eine Basis, sie prägen unser Weltbild und geben Orientierung für Zielsetzungen und Entscheidungen im privaten Umfeld sowie im beruflichen Kontext. Damit sind sie natürlich auch ein wichtiger Impulsgeber für Job Crafting.

Eine in der Soziologie anerkannte Definition von Werten liefert der Anthropologe Clyde Kluckhohn [1]:

Werte sind Konzeptionen des Wünschenswerten, die das Verhalten von Individuen, Gruppen oder Gesellschaften beeinflussen und dabei als allgemeine Richtlinien dienen.

Kluckhohn betrachtete insbesondere das Zusammenspiel von Werten mit Kultur und lieferte so eine Grundlage, mit der kulturelle Unterschiede und Abläufe in sozialen Systemen analysiert werden können. Er stellte fest, dass in verschiedenen Kulturen bestimmte Werte priorisiert werden und diese Werte so Verhaltensweisen in den jeweiligen Gesellschaften steuern. Dies lässt sich mit Blick auf die Arbeitswelt sicherlich auch auf Organisationen übertragen, denn schließlich formulieren Unternehmen und Institutionen ihre eigenen Werte und definieren so die gewünschte Unternehmenskultur. Auch dieser Aspekt kann im Job Crafting Berücksichtigung finden. Job Crafter können auf Basis von Unternehmenswerten und -kultur die Passung mit ihrem individuellen Wertesystem reflektieren und so Entscheidungen zu Gunsten von mehr Zufriedenheit, Sinn und Wirkung angehen.


Werte unterstützen Orientierung und Priorisierung

Es gibt viele verschiedene Bezeichnungen, die im allgemeinen Sprachgebrauch synonym für ideelle Werte genutzt werden. Dies sind zum Beispiel Ideale, Lebensprinzipien, Grundsätze, Leitbild, Überzeugungen oder Maßstäbe. Sie alle meinen Triebkräfte und Leitmotive, die wir für uns als wichtig erachten und die viele unserer Denkmuster, Haltungen und Verhaltensweisen stark beeinflussen können.

Werte sind demnach ein wichtiges Fundament für den beruflichen Werdegang und beeinflussen die individuellen Entscheidungen von der Berufswahl über die Zufriedenheit mit der aktuellen Tätigkeit und dem Umfeld bis zu den angestrebten Karrierezielen. Die folgende Liste liefert einige Vorschläge, wozu die Kenntnis der eigenen Werte hilfreich sein kann.

  • Selbsterkenntniss und Authentizität
    Die eigenen Werte helfen dabei, sich selbst besser kennenzulernen. So orientiert sich das Verhalten bewusst und unbewusst am individuellen Wertesystem, was zu einem stimmigen Auftreten beiträgt.

  • Ziele und Pläne für Veränderungen
    Vor schwierigen Entscheidungen trägt ein Abgleich mit den persönlichen Werten dazu bei, verschiedene Optionen zu bewerten und Anpassungen vorzunehmen, die Erfüllung und Glück fördern.

  • Selbstbewusstsein und Entschlossenheit
    Sich der eigenen Werte bewusst zu sein ist ein wirksamer Schutz gegen Manipulation. Die Besinnung auf den persönlichen Wertekompass macht es einfacher, möglicherweise schädlichen Einflüssen von außen entgegenzutreten oder sich ihnen zu entziehen.

  • Netzwerke und Verbündete
    Sich mit Menschen zu umgeben, die nach ähnlichen Werten leben, schafft ein fruchtbares Netzwerk für gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Aktivitäten.

Die oben genannten sowie weitere Aspekte sind für viele, wenn nicht gar alle Lebensbereiche relevant. Sowohl private Vorhaben als auch berufliche Pläne lassen sich an den individuellen Werten ausrichten. Das kann beispielsweise private Beziehungen oder Freundschaften betreffen sowie auch die Auswahl von Teammitgliedern oder des Arbeitgebenden. Auch Fortbildungen, Freizeitaktivitäten oder gemeinnütziges Engagement können sich an den Werten orientieren.


Die Rolle von Werten im Arbeitsumfeld

Unser Wertesystem entwickelt sich lebenslang weiter. Meist besteht es einerseits aus recht stabilen Bestandteilen, die wir selbst und unsere Umwelt als fester Teil unserer Persönlichkeit wahrnehmen. Dies könnten beispielsweise Werte wie Sparsamkeit oder Fleiß sein. Andere Werte verändern sich womöglich erst im Laufe des Lebens, durchaus auch geprägt durch das Arbeitsumfeld, denn schließlich verbringt man am Arbeitsplatz einen großen Teil der täglichen Zeit. Wir werden in der Regel intensiv mit anderen Menschen interagieren, die uns beeinflussen, mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit Führungskräften. Auch die Unternehmenskultur prägt bestimmte Wertemuster. Sie baut auf gemeinsamen Normen auf, die sich teils in Unternehmensstrategien und -strukturen wiederfinden, aber auch in ungeschriebenen Regeln und gemeinsamen Umgangsformen.

Für das persönliche Wohlbefinden am Arbeitsplatz und damit auch für Motivation und Leistungsbereitschaft ist es relevant, inwiefern die eigenen Werte mit den Wertekonzept und der Kultur beim Arbeitgeber oder in der Abteilung zusammenpassen. Falls zum individuellen Werteset einer Person Harmonie oder Hilfsbereitschaft gehören, im Team aber eher Konkurrenz herrscht, kann diese Konstellation sehr belastend sein und eventuell sogar gesundheitlich beeinträchtigen. Andererseits kann ein Umfeld, in dem viel Innovation gelebt wird, genau das Richtige für Mitarbeitende sein, zu deren Werten Kreativität zählt. Dabei ist es jedoch meist nicht so einfach, sich beruflich so verwirklichen, dass das persönliches Wertegerüst am Arbeitsplatz zu 100% realisierbar ist.


Werte im Job Crafting nutzen

Die Erarbeitung der eigenen Werte ist ein hervorragender Einstieg in Job Crafting. Diese Auseinandersetzung ermöglicht einen intensiven Blick nach innen, auf die persönlichen Motive und auf die Aspekte, die im Privatleben sowie im Job für uns wichtig sind.

In allen Dimensionen des Job Craftings steht eine Selbstreflexion am Anfang der Bearbeitung. Dazu passt eine kritische Analyse, wie gut das eigene Wertesystem in der jeweiligen Dimension erlebt wird beziehungsweise realisiert werden kann.

Daraus können bezogen auf die Werte zwei grundlegende Ziele abgeleitet werden. Einerseits können Wünsche formuliert werden, welche die Umsetzung der persönlichen Werte verbessern. Der Wert ist im momentanen Arbeitskontext also durchaus vorhanden, die positive Ausprägung soll aber gesteigert werden. Auf der anderen Seite können Vorhaben benannt werden, durch die aktuelle Werteverletzungen gemildert werden. Das Arbeitsumfeld agiert also zur Zeit gegen den jeweiligen Wert und es können Maßnahmen erarbeitet werden, die die negativen Auswirkungen verringern.

Zwei Beispiele verdeutlichen diese beiden Herangehensweisen:

  • Im Team existiert eine große Lernbereitschaft und Interesse für Neues, was zu den Werten des Job Crafters passt. Als Baustein des Development Craftings wird erarbeitet, dies für die eigene Entwicklung zu nutzen. Auf Initiative des Job Crafters entwickeln die Teammitglieder gemeinsam eine Routine, sich in regelmäßigen Meetings gegenseitig zu präsentieren, mit welchen Themen sie sich gerade beschäftigen und was sie dabei gelernt haben.

  • Eine Kollegin zeigt wenig Verständnis und Respekt für das Lebensmodell eines schwulen Kollegen, der in einer Regenbogenfamilie lebt. Wenn dies den persönlichen Werten Vielfalt und Toleranz widerspricht, kann man im Relationship Crafting überlegen, wie sich der Kontakt zu dieser Kollegin auf einen rein fachlichen Austausch reduzieren lässt.

So werden mögliche Veränderungspotenziale abgeleitet, um verschiedene Aspekte der jetzigen beruflichen Situation Schritt für Schritt zu verbessern. Als Gerüst dienen dabei die Dimensionen des Job Craftings und das erarbeitete Wertesystem. So trägt die Kenntnis der persönlichen Werte dazu bei, durch Job Crafting mehr Zufriedenheit und Erfüllung zu erzielen.

 

Referenzen:
[1] Kluckhohn, Clyde (1951). Values and Value-Orientations in the Theory of Action: An Exploration in Definition and Classification. In T. Parsons & E. Shils (Eds.), Toward a General Theory of Action (pp. 388–433). Cambridge, MA: Harvard University Press.

 

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