Mental Load reduzieren mit Job Crafting
🗄️ Impact | ⏱️ 30 Minuten | ✒️ Uta Menges
Inhalt
• Eine Vielzahl von planerischen und organisatorischen Aufgaben
• Beispiele für Mental Load
• Merkmale und Folgen von Mental Load
• Möglichkeiten zum Gegensteuern
• Mental Load durch Job Crafting verringern
Eine Vielzahl von planerischen und organisatorischen Aufgaben
Tagtäglich tragen wir die Verantwortung für eine große Bandbreite an Aufgaben. Im Beruf haben wir meist verschiedene Rolle inne und es gibt es jede Menge Arbeiten, die erledigt werden wollen. Unser Privatleben hält ebenfalls viele ToDos bereit, dazu kommt meist noch das Familienmanagement. Dabei müssen wir nicht nur die Ausführung dieser Aufgaben sicherstellen, sondern auch deren Planung, Terminierung und Vorbereitung sowie die Koordinierung aller Beteiligten bedenken. Während wir im beruflichen Umfeld meist sehr gute Vorstellungen davon haben, was mit welchen Ergebnissen zu welchen Terminen und mit welcher Priorität erledigt werden soll, laufen die privaten und familiären Aufgaben oft nebenher und schaffen eine hohe Zusatzbelastung.
Für alle diese planerischen und organisatorischen Aufgaben hat sich ein neuer Begriff etabliert: Mental Load.
Mental Load bezeichnet die unsichtbare, kognitive und emotionale Arbeit, die mit der Verwaltung und Koordination von Aufgaben im beruflichen und privaten Alltag verbunden ist.
Diese meist unsichtbare Last umfasst eine Vielzahl von mentalen Aufgaben wie Planen, Erinnern, emotionale Unterstützung und Problemlösung. Die Problematik wird insbesondere im Zusammenhang mit Care Arbeit diskutiert, also den erzieherischen oder pflegerischen Aufgaben, die in Familien meist auf den Schultern von Frauen liegen. Aber das Problem lässt sich auch auf den beruflichen Alltag übertragen.
Beispiele für Mental Load
Am Arbeitsplatz nehmen Menschen eine bestimmte Rolle ein und tragen die Verantwortung für festgelegte Aufgaben. Darüber hinaus sind sie aber auch Kollege oder Kollegin und nehmen Anteil am Geschehen in der Abteilung und darüber hinaus.
Ein Mitarbeiter feiert demnächst sein zehntes Firmenjubiläum. Die Abteilung möchte ihm ein Geschenk machen und ein Kollege bietet sich an, Geld zu sammeln, eine Karte sowie das Präsent zu beschaffen. Diese Zusatzaufgabe macht ihm zwar Freude, stellt aber auch ein Beispiel für Mental Load dar, da er in den nächsten Tagen immer wieder daran denken muss. Er fühlt die Verpflichtung, alle anzusprechen wegen ihres finanziellen Beitrags und letztlich muss er in seiner Freizeit Geschenk und Karte einkaufen.
Eine Kollegin mit großer Erfahrung wird beauftragt, die Einarbeitung eines neuen Kollegen zu betreuen. Sie terminiert regelmäßige Meetings mit dem Kollegen, um ihm Fachwissen zu vermitteln, Abläufe und Schnittstellen zu erklären und ihn weiteren Kolleg:innen vorzustellen. All das benötigt zusätzliche Zeit, in der sie nicht an ihren eigentlichen Aufgaben arbeiten kann. Dadurch empfindet sie zusätzlichen Stress, einerseits zeitlich, andererseits auch mental, da sie sich gedanklich auf die Treffen vorbereitet, um ihre Erfahrungen strukturiert und korrekt weitergeben zu können. Hinzu kommt die gefühlte Belastung, für den Fortschritt des Kollegen verantwortlich zu sein und den Erfolg der Einarbeitung sicherstellen zu müssen.
Eine Mitarbeiterin engagiert sich in einem Mitarbeitendennetzwerk und übernimmt die Verantwortung für die Organisation einer gemeinsamen Veranstaltung. Obwohl ihr das Netzwerk und die Veranstaltung wichtig sind und sie Freude an dieser Initiative hat, empfindet sie es als anstrengend, die ebenfalls beteiligten Kolleg:innen zu steuern. Obwohl alle bereitwillig Teilaufgaben übernommen haben, ist deren Nachverfolgung schwierig. Die Mitarbeiterin ist nicht in einer formalen Leitungsfunktion, hat also wenig Einfluss auf die anderen. Außerdem arbeiten alle freiwillig in ihrer Freizeit mit und manche priorisieren die Aufgaben im Netzwerk daher niedriger als die jobbezogenen Tätigkeiten. Letzlich entsteht Zeitnot, da vieles nicht zum geplanten Termin fertig ist und die Mitarbeiterin kurzfristig zusätzliche Tätigkeiten übernehmen muss. Belastend war aber im Vorfeld noch mehr der mentale Stress, um den Überblick über die Aufgaben der Kolleg:innen und deren Status zu behalten.
Auch im Zusammenspiel von Beruf und Familie taucht Mental Load auf, insbesondere wenn es um berufstätige Eltern geht.
Eltern von Schulkindern kümmern sich um Hausaufgaben, Kindergeburtstag, Arzttermine, Spielverabredungen, Sportverein, Elternabend und vieles mehr. An alles, was im Laufe der Zeit ansteht, muss gedacht werden, müssen die notwendigen Vorbereitungen getroffen, Termine vereinbart, Einkäufe erledigt und der Fahrdienst organisiert werden.
Dies ist ein typisches Beispiel, weshalb Mental Load als Belastung in Beziehungen empfunden wird. Meist kümmert sich ein Elternteil überwiegend um diese Aufgaben, auch wenn beide Partner:innen gleichermaßen beruflich eingebunden sind.
Merkmale und Folgen von Mental Load
All diese Denkarbeit kann ebenso wie die Ausführung der Arbeit selbst zum Problem werden. Denn Mental Load weist oft besondere Eigenschaften auf, die die Handhabung dieser mentalen Anforderungen erschwert.
Mit Mental Load verknüpfte Verantwortlichkeiten sind meist unsichtbar. Sie finden in unserem Kopf statt, bevor sie oft letztlich zu konkreten und wahrnehmbaren Aktivitäten führen.
Die Gedanken finden unbegrenzt statt, sie beschäftigen uns sowohl am Arbeitsplatz, in der Freizeit und beeinträchtigen oft sogar unseren Schlaf.
Die betroffene Person fühlt sich nicht wertgeschätzt, da die unsichtbaren Aufgaben von ihrem Umfeld kaum wahrgenommen werden. Es fehlt das positive Feedback oder auch die Bereitschaft der Mitmenschen, Aufgaben zu übernehmen.
Die Aufgaben nehmen stetig zu, sind oft unstrukturiert und können den Alltag dominieren. Insbesondere bei Rollen, die kontinuierliche Pflege, Betreuung oder Begleitung erfordern, wie etwa in familiären oder unterstützenden beruflichen Kontexten, trägt Mental Load entscheidend zur Stressbelastung bei. Denn es kommt neben der gedanklichen Last auch oft eine emotionale Belastung hinzu, da unsere Verantwortung nicht nur uns selbst betrifft, sondern in vielen Fällen auch die Menschen um uns herum, für die wir uns verantwortlich fühlen.
Die Belastung durch Mental Load führt langfristig zu Überbelastung, Erschöpfung und Burnout. Auch Angstzustände oder Schlafstörungen sind typische Folgen von Mental Load, beispielsweise Versagensängste oder kreisende Gedanken in Ruhephasen. Ebenso können sich Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl oder die Partnerschaft und andere Beziehungen ergeben. Und letztlich können auch physische Erkrankungen resultieren wie Bluthochdruck oder Anfälligkeit für Infekte.
Um dauerhafte Folgen zu vermeiden, ist es wichtig, die Anzeichen für eine übermäßige Mental Load zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, die die individuelle Belastung verringern und ausbalancieren.
Möglichkeiten zum Gegensteuern
Wie kann man also mit dieser Belastung am besten umgehen? Wichtig ist es, die Auslöser von Mental Load sowohl im privaten Umfeld als auch im Beruf zu erkennen und anzugehen.
Hier einige Tipps fürs Berufsleben, die sich auch ins Private übertragen lassen.
Delegieren und Outsourcing sind wichtige Optionen zur Entlastung. Dabei ist es relevant, nicht nur die Ausführung einer Aufgabe selbst, sondern auch die erwähnten Vorarbeiten, also die Denkarbeit abzugeben. Wenn es also beispielsweise um die Organisation eines Firmenevents geht, könnte man diesen vielleicht von Auszubildenden oder Praktikant:innen vorbereiten lassen oder zur Vermeidung von zusätzlicher Belastung auch an eine Eventagentur vergeben. In der Familie könnte ein Babysitter zu mehr Freiraum beitragen.
Oft entsteht Stress, weil Mitarbeitende oder Führungskräfte zu viele Themen und Termine jonglieren müssen. Ein gemeinsamer Teamkalender mit allen wichtigen anstehenden Terminen entlastet den Kopf und zeigt gleichzeitig allen im Team, was demnächst vorbereitet und organisiert werden muss. So lässt sich vieles besser verteilen und die Verantwortlichkeiten sind für alle sichtbar. Das funktioniert auch mit einem Familienkalender zuhause.
Auch Nein-Sagen schafft Entlastung. Es ist hilfreich, bei zusätzlich aufkommenden Themen und Tätigkeiten zu prüfen, ob diese wirklich relevant sind und aufgegriffen werden müssen. Auf manches kann auch durchaus verzichtet werden, beispielsweise ein zusätzliches Speaker-Engagement bei einer Konferenz oder die Rolle als Elternvertretung im Kindergarten.
Manchmal verursacht auch der eigene Perfektionismus zusätzlichen Stress. Statt einer selbstgebastelten Geburtstagsüberraschung für den Kollegen bringt vielleicht auch ein gekaufter Blumenstrauß oder ein Gutschein Freude. Für die Halloween-Party im Kindergarten muss es nicht der selbst gemachte Wackelpudding sein, es reichen auch die gekauften Lakritz-Fledermäuse.
Mental Load entsteht oft durch ein Zusammenspiel vieler Verantwortlichkeiten. Daher ist ein kritischer Blick sowohl auf den Job als auch auf das private Umfeld angeraten, um die Auslöser zu identifizieren und insbesondere eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen und zu verändern.
Mental Load durch Job Crafting verringern
Für die Senkung von Mental Load im Job eignen sich viele Bausteine aus dem Job Crafting.
Task Crafting kann dazu beitragen, die Aufgaben zu reduzieren oder durch eine Umverteilung mehr Freude in den eigenen Tätigkeit zu finden.
Relationship Crafting hilft dabei, unterstützende Beziehungen aufzubauen und ein offenes Arbeitsklima zu schaffen, in dem Herausforderungen angesprochen und gemeinsam gelöst werden können.
Mittels Life Crafting, Workplace Crafting und Health Crafting kann direkt auf das Thema Mental Load fokussiert werden. Konkrete Problemfelder werden erkannt und können durch passende Aktivitäten verändert werden.
Die Analyse der aktuellen Situation kann durch Selbstreflexion erfolgen, aber auch die Beobachtungen anderer können hilfreich sein, um das Selbstbild zu ergänzen. Daraus werden Bereiche abgeleitet, in denen Anpassungen erwünscht und sinnvoll sind. Die verschiedenen Job Crafting Dimensionen helfen bei einer ganzheitlichen Betrachtung des Arbeitsumfeldes und geben gleichzeitig Anregungen, welche Möglichkeiten zur Bewältigung der Herausforderungen bedacht werden können.
Job Crafting trägt so dazu bei, die Belastung durch Mental Load zu verringern und im Job ausgeglichener und zufriedener zu sein.
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