Mentoring ins Job Crafting integrieren

🗄️ Tool | ⏱️ 20 Minuten | ✒️ Uta Menges

Inhalt
• Der klassische Mentoring-Ansatz
• Innovative Mentoring-Konzepte
• Mentoring im Job Crafting

 

Der klassische Mentoring-Ansatz

Eine im wahrsten Sinne des Wortes klassische Methode für die persönliche Weiterentwicklung ist das Mentoring. Das Wort geht zurück auf das Epos "Odyssee", welches Homer zugeschrieben wird und Teil der griechischen Mythologie ist. Darin übergibt Odysseus, als er in den trojanischen Krieg aufbricht, seinen Sohn Telemachos seinem Freund und Altersgenossen Mentor, der ihn an seiner Stelle erziehen soll. Von dieser Rolle des älteren, klugen und wohlwollenden Beraters eines jungen Menschen im homerischen Epos leitet sich der Begriff Mentor, wie wir ihn heute kennen und verwenden, ab.

Zwei Hände geben sich die Hand

Mentoring-Programme nach diesem ursprünglichen Verständnis gehen also davon aus, dass ein meist älterer Mensch mit mehr Wissen und Erfahrung eben diese mit einem jüngeren Menschen teilt. Dabei können verschiedene Aspekte im Fokus stehen, es kann Fach- oder Expertenwissen weitergegeben werden, aber ebenso Erfahrungen aus einem bestimmten persönlichen oder beruflichen Kontext, beispielsweise Tipps und Tricks für wichtige Prozesse und Abläufe im neuen Job, die typischen Spielregeln in einem spezifischen Arbeitsumfeld oder Entscheidungshilfen für die nächsten Karriereschritte. Oftmals bringen Mentorinnen und Mentoren auch ihre Kontakte und ihr Netzwerk in die Mentoring-Beziehung ein und können so als Türöffner zu wichtigen Entscheider:innen oder Influencern dienen. Die Adressaten des Mentorings werden als Mentees bezeichnet, wobei in der Regel beide Seiten von einem Mentoring profitieren, da individuelle Perspektiven, Erfahrungen und Kenntnisse in beide Richtungen ausgetauscht werden.

Diese Variante des Mentorings hat weite Verbreitung gefunden und wird von vielen Arbeitgebenden als Maßnahme zur Personal- und Organisationsentwicklung eingesetzt.


Innovative Mentoring-Konzepte

Heutzutage haben sich Mentoring-Programme wesentlich weiter entwickelt.

Beim sogenannten Reverse-Mentoring greift der genau entgegengesetzte Ansatz. Ein meist jüngerer Mensch teilt sein aktuell an der Universität erworbenes Wissen, seine Lebens- und Arbeitsphilosophie oder seine Erwartungen an die Arbeitswelt der Zukunft mit einer Person auf meist höherem Hierarchielevel, um ihm oder ihr einen tieferen Einblick in aktuelle Themen und Trends zu geben. Auch hier ist also der Impuls-Geber bzw. die Impuls-Geberin der Mentor bzw. die Mentorin, während diejenigen, die an dem Wissen und an den Perspektiven teilhaben dürfen, die Mentees sind. Beispiele für derartige Programme sind bei IBM zu finden, wo weibliche Nachwuchsführungskräfte als Mentorinnen ihren meist männlichen Mentees auf Geschäftsführungsebene die Erwartungen von Frauen an Führungsrollen, aber auch die vorhandenen Hindernisse näher gebracht haben [1]. Dieses spezifische Mentoring-Programm erweitert so einerseits wie beim klassischen Mentoring Wissen und Verständnis der Mentees und dient andererseits der Sichtbarkeit und Stärkung der Mentorinnen.

In diesem Beispiel zeigt sich bereits eine zweite wichtige Weiterentwicklung traditioneller Mentoring-Programme, nämlich die gewollte Überwindung von Grenzen. Beim sogenannten Cross-Mentoring werden die Mentoring-Partner:innen bewusst aus verschiedenen Gruppierungen gewählt. Cross-Company-Mentoring verknüpft Mentor:innen und Mentees aus verschiedenen Unternehmen. Cross-Cultural-Mentoring überschreitet regionale, ethnische oder kulturelle Grenzen. Cross-Generational-Mentoring bringt Menschen aus verschiedenen Alterskohorten zusammen. Dadurch können beide Mentoring-Partner:innen viel Neues über die jeweils andere Seite erfahren und lernen. Neben der Weitergabe von Wissen und Erfahrungen aus einem bestimmten Arbeitskontext werden dadurch für Mentor:in wie Mentee gleichzeitig neue Horizonte eröffnet und beide können vielleicht auch ungewohntes Terrain betreten.

Aber auch die gegenseitige Unterstützung innerhalb einer bestimmten Personengruppe ist oft gewünscht, zum Beispiel von Frau zu Frau, in der queeren Community oder bei Personen aus einem bestimmten Kulturkreis. Diese sowie die Cross-Mentoring-Programme haben zusätzlich oft die Ziele, benachteiligte Gruppen zu unterstützen, das Verständnis füeinander zu steigern und eine vielfältigere Gesellschaft zu fördern.


Mentoring im Job Crafting

Icon einer Hand mit einer kleinen Pflanze

Gerade beim Development Crafting kann die Option eines Mentorings in Betracht gezogen werden, um von den Erfahrungen, Kenntnissen und Beziehungen einer Mentorin oder eines Mentors zu profitieren. Viele Unternehmen bieten firmeninterne Mentoring-Programme an, dazu sollte die Führungskraft oder die Personalentwicklungsabteilung Auskunft geben können. Es muss aber auch kein formales Programm sein, auch eigeninitiativ können sich Mitarbeitende auf die Suche nach einem passenden Mentor oder einer Mentorin machen. Auch externe Mentorings stehen mehr und mehr zur Verfügung, entweder kostenfrei durch gemeinnützige oder finanziell geförderte Organisationen oder gegen eine Gebühr, die als Weiterbildungskosten steuerlich geltend gemacht werden kann.

Neben der reinen Mentoring-Beziehung bieten viele Programme ein zusätzliches Rahmenprogramm an, welches meist Weiterbildungs- oder Netzwerkveranstaltungen beinhaltet. So ergibt sich ein weiterer Mehrwert für die eigene Entwicklung. Es lohnt sich, die eigenen Ziele und Möglichkeiten sowie die verfügbaren Optionen gründlich zu beleuchten, um den passenden Ansatz für die eigenen Belange zu wählen. Die Führungskraft, aber auch Kolleg:innen und Menschen aus dem privaten Umfeld können hier gute Ratgebende sein.

Neben den Überlegungen im Rahmen des Development Craftings ist Mentoring auch eine Option beim Relationship Crafting. Durch ein Engagement als Mentee oder Mentor:in baut man das eigene Netzwerk aus und kommt mit neuen Kolleg:innen in Kontakt, die sich hier ebenfalls einbringen. Auch im Rahmen von Mitarbeitenden-Netzwerken werden oftmals selbst initiierte Mentorings angeboten, so dass Teilnehmende Kolleg:innen außerhalb des eigenen Fachbereichs kennenlernen und auch selbst sichtbarer werden.

Mentoring kann demnach gut ins Job Crafting integriert werden, um die Vorzüge für die persönlichen Job Crafting Ziele zu nutzen.


Referenzen:
[1] Lehr, Anne (Hrsg.). WE Women + Economy. Frauen der deutschen Wirtschaft. Motivation. Erfolge. München: Redline Verlag, 2009.

 

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